|
Das Stellenwertprinzip
|
In der römischen Schreibweise für Zahlen haben die
benutzten Ziffern, unabhängig von der Stelle, an der sie stehen, immer
dieselbe Bedeutung; beispielsweise hat die Ziffer „X“ in dem
Zahlwort CCXXIX an allen drei Stellen immer die Bedeutung
„zehn“. Deswegen ist die römische Zahlschreibweise
kein
Stellenwertsystem.
Im Gegensatz dazu hat aber die Ziffer „2“ in dem Zahlwort
229 zwei verschiedene Bedeutungen; an der von rechts gesehen
zweiten Stelle bedeutet sie „zwanzig“, an der dritten „zweihundert“.
Der Grund dafür ist die folgende Vereinbarung (Stellenwertsystem):
- Der Wert der von rechts gesehen ersten Stelle ist „eins“;
steht eine Ziffer an dieser Stelle, so wird ihr Wert einfach gezählt.
- Der Wert einer jeden anderen Stelle ist stets ein
festgelegtes
Vielfaches (normalerweise: das Zehnfache) des Wertes der vorangehenden
Stelle.
Die Anzahl der Ziffern, die man benötigt, um jede der unendlich vielen
Zahlen aufschreiben zu können, ist so groß wie das festgelegte
Vielfache, mit
dem der Wert einer Stelle beim Übergang zur nächsten multipliziert wird.
Für das uns geläufige Stellenwertsystem, bei dem jede folgende Stelle
den zehnfachen Wert der vorangehenden hat, benötigt man zehn Ziffern:
0 1 2 3
4 5 6 7 8 9
Für die Zahl „zehn“ benötigt man keine eigene Ziffer, weil ja diese
Zahl durch eine 1 an der von rechts gesehen zweiten Stelle beschrieben
werden kann:
10
Hier wird deutlich, dass es eine Ziffer 0 geben muss, die selber keinen
Wert besitzt, mit der aber eine andere Ziffer an eine gewünschte
Stelle gerückt werden kann.
Die Anzahl der Ziffern, die für ein bestimmtes Stellenwertsystem
benötigt werden, heißt
Basis des Stellenwertsystems. Unsere
normale Zahlenschreibweise ist daher ein Stellenwertsystem mit der
Basis „zehn“.
|
Veranschaulichung eines
Stellenwertsystems durch „Abpacken“ von
Gegenstände
|
Es war einmal vor langer Zeit ein Volk von Fischern, wir wollen sie
„Pentonen“
nennen, die ihre Fänge stets wie folgt abpackten:
|
Fünf Fische legten sie in eine Stiege. |
|
|
Fünf Stiegen stapelten sie in einen Korb. |
|
|
Fünf Körbe verstauten sie in einer Kiste. |
|
|
Fünf Kisten stellten sie auf eine Palette. |
|
|
Fünf Paletten setzten sie in ein Boot. |
|
Um die Größe irgendeines Fischfangs zu beschreiben, benötigten die
Pentonen folglich einen Vorrat von fünf Ziffern:
(„null“)
(„eins“) („zwei“)
(„drei“) („vier“)
Die „pentonische“ Zahl
bedeutet dann von rechts
nach links gelesen:
Ein Fisch, vier Stiegen, null Körbe, drei
Kisten und zwei Paletten ergeben zusammen 1646 Fische, weil
- eine Stiege fünf Fische,
- ein Korb fünf mal fünf, das heißt, fünfundzwanzig Fische,
- eine Kiste fünf mal fünf mal fünf, das heißt
einhundertfünfundzwanzig Fische,
- eine Palette fünf mal fünf mal fünf mal fünf, das heißt
sechshundertfünfundzwanzig Fische
- usw.
enthält. Die Pentonen benutzten offensichtlich ein Stellenwertsystem
mit
der Basis „fünf“, um ihre Fische zu zählen!
|
Ziffern für
Stellenwertsysteme - Kennzeichnung eines Stellenwertsystems
|
Ist die Basis kleiner als 10,
so werden üblicherweise die arabischen
Ziffern, deren Wert kleiner als die Basis ist, verwandt, um eine Zahl
in dem Stellenwertsystem zu notieren.
Ist die Basis größer als 10,
so werden zusätzlich, bei A beginnend, die
erforderliche Anzahl von Buchstaben zu dem Vorrat an arabischen Ziffern
hinzugefügt.
Basis
|
Ziffern
|
Name
|
Herkunft
|
2
|
0, 1
|
Dualsystem
|
duo (lat.: zwei)
|
3
|
0, 1, 2
|
|
|
4
|
0, 1, 2, 3
|
|
|
5
|
0, 1, 2, 3, 4
|
Quintalsystem
|
quinque (lat. fünf)
|
6
|
0, 1, 2, 3, 4, 5
|
|
|
7
|
0, 1, 2, 3, 4, 5, 6
|
|
|
8
|
0, 1, 2, 3, 4, 5, 6, 7
|
Oktalsystem
|
octo (lat. acht)
|
9
|
0, 1, 2, 3, 4, 5, 6, 7, 8
|
|
|
10
|
0, 1, 2, 3, 4, 5, 6, 7, 8, 9
|
Dezimalsystem
|
decem (lat. zehn)
|
11
|
0, 1, 2, 3, 4, 5, 6, 7, 8, 9, A
|
|
|
12
|
0, 1, 2, 3, 4, 5, 6, 7, 8, 9, A, B
|
Duodezimalsystem
|
duodecim (lat. zwölf)
|
13
|
0, 1, 2, 3, 4, 5, 6, 7, 8, 9, A, B, C
|
|
|
14
|
0, 1, 2, 3, 4, 5, 6, 7, 8, 9, A, B, C, D
|
|
|
15
|
0, 1, 2, 3, 4, 5, 6, 7, 8, 9, A, B, C, D, E
|
|
|
16
|
0, 1, 2, 3, 4, 5, 6, 7, 8, 9, A, B, C, D, E, F
|
Hexadezimalsystem
|
hexa (gr. sechs)
|
Weil in den verschiedenen Stellenwertsystemen
immer dieselben arabischen Ziffern und nicht andere (z.B. pentonische)
verwandt werden, um Zahlen zu notieren, muss deutlich gemacht
werden, welches Stellenwertsystem gerade betrachtet wird, denn sonst
könnte ja zum Beispiel
10
die Zahl „zehn“ oder die Zahl „fünf“ oder die Zahl „sechzehn“
bezeichnen, je nachdem, welches Stellenwertsystem gerade zugrunde
gelegt
wird. Zur Vermeidung von Missverständnissen wird eine Zahlnotiz, die
sich nicht auf das Zehnersystem bezieht, mit der Basis wie folgt
gekennzeichnet:
(10)5 ein „Fünfer“
(10)8 ein „Achter“
|
Werte von Zahlen
berechnen, die in einem anderen Stellenwertsystem notiert sind
|
Um den Wert einer Zahl zu berechnen, die in einem anderen
Stellenwertsystem notiert ist, werden die Ziffern mit den Werten der
Stellen multipliziert, auf denen sie stehen. Anschließend werden diese
Produkte addiert.
(5236)7
= 6*1 + 3*7 + 2*(7*7) + 5*(7*7*7)
= 6 + 21 + 98 + 1715
= 1840
(A15)12
= 5*1 + 1*12 + 10*(12*12)
= 5 + 12 + 1440
= 1457
|
Zahlen
in einem anderen Stellenwertsystem notieren (Umkehrung der
Wertberechnung)
|
Das erste Verfahren, eine Zahl in einem anderen
Stellenwertsystem zu notieren, kehrt einfach die Wertberechnung um, die
im vorangegangenen Abschnitt vorgestellt wurde.
- Es werden zunächst alle Stellenwerte betrachtet, die
kleiner als die darzustellende Zahl sind.
- Dann wird (durch Division) überprüft, wie oft der größte dieser
Stellenwerte in die Zahl hineinpasst. Das Ergebnis dieser Divison
liefert die von links gesehen erste Ziffer.
- Anschließend wird geprüft, wie oft der Divisionsrest den
zweitgrößten
Stellenwert enthält. Das Ergbnis dieser zweiten Division liefert die
von links gesehen zweite Ziffer (Diese kann auch 0 sein!).
- Das Divisionsverfahren wird solange wiederholt, bis der
niedrigste
Stellenwert 1 erreicht ist. Weil die Division durch 1 immer aufgeht,
liefert der Rest der vorletzten Division zugleich die letzte Ziffer,
die an der Einerstelle steht
Beispiele
Die Zahl 104 soll im Stellenwertsystem mit der
Basis 3 („Dreiersystem“) dargestellt werden. Dazu müssen die
Stellenwerte 1, 3, 9,
27 und 81 betrachtet werden. Der nächste
Stellenwert 3*81 = 243 ist bereits zu groß.
104 = 1*81 + 23
23 = 0*27 + 23
23 = 2*9 + 5
5 = 1*3 + 2
2 = 2*1
104 = (10212)3
Die Zahl 231 soll im Stellenwertsystem mit der Basis 16
(„Sechzehnersystem“) dargestellt werden. Dazu müssen nur die
Stellenwerte 1 und
16
betrachtet werden; denn der nächste Stellenwert 16*16 = 256
ist bereits zu groß.
231 = 14*16 + 7
7 = 7*1
231 = (E7)16
|
Zahlen
in einem anderen Stellenwertsystem notieren (Euklidisches Verfahren)
|
Das zweite Verfahren, eine Zahl in einem anderen
Stellenwertsystem zu notieren, geht auf den griechischen Mathematiker
Euklid (365 bis 300 v.Chr.) zurück.
- Es wird die darzustellende Zahl durch die Basis dividiert; der
Rest der Division gibt die von rechts gesehen erste Ziffer an, weil er
der Bestandteil der Zahl ist, der bei der Aufteilung auf die
Stellenwerte übrig bleibt.
- Das Ergebnis der Division wird erneut durch die Basis dividiert;
der Rest der zweiten Division gibt die von rechts gesehen zweite Ziffer
an, weil er der Bestandteil ist, der bei der Aufteilung auf die höheren
Stellenwerte übrig bleibt.
- Das Divisionsverfahren wird solange wiederholt, bis das Ergebnis
der Division 0 ist.
Beispiele
Die Zahl 1575 soll im Stellenwertsystem mit der
Basis 8 („Achtersystem“) dargestellt werden.
1575 = 196*8 + 7
196 = 24*8 + 4
24 = 3*8 + 0
3 = 0*8 + 3
1575 = (3047)8
Die Zahl 231 soll im Stellenwertsystem mit der Basis 16
(„Sechzehnersystem“) dargestellt werden.
231 = 14*16 + 7
14 = 0*16 + 14
231 = (E7)16